zurück zur Übersicht der Rezensionen

 

Michael Wollmann über:
Werner Althoff: Lichter und Irrlichter. Eins bis 400. Norderstedt: Books on Demand 2025.

 

Das DAphA-Vereinsmitglied Werner Althoff (geboren wohl 1958*) hat dieser Tage einen ersten Aphorismenband mit 400 „Lichtern und Irrlichtern“ im Print-on-Demand-Verlag „Books on Demand“ vorgelegt.

Die Aphorismen werden ohne Kapiteleinteilung dargeboten. Es handelt sich im Wesentlichen um eine eher skizzenhafte Aphoristik, die oftmals mit Sprichwortvariationen („Er war eine Perle unter den Säuen.“, S. 12; „Wes Blut ich leck, des Spur ich folg.“, S. 38) und Verkürzungen bzw. Auslassungen („Auch das Kleingeduckte achten.“, S. 6) arbeitet, um Pointen zu erzielen.

Mal mehr, mal weniger gelungen erweist sich bei Althoff das Spiel mit Redewendungen. „Er verstand es, das Nutzlose mit dem Unangenehmen zu verbinden“ (S. 16) als Parodie auf die Redewendung „das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden“ gehört dabei noch zu den gelungeneren Beispielen, wohingegen witzig gemeinte Wendungen wie „Wir sollten ihn nicht an die große Glocke hängen.“ (S. 15) allenfalls ein müdes Lächeln bescheren können.

Die Sammlung leidet generell an vielen abgedroschenen Witzeleien wie dem unfertigen „Mich kann nichts aufha“ (S. 13) oder „Besser alleine kotzen als zusammen brechen“ (S. 20), der von der Machart an einen Spontispruch erinnert. Kalauer wie „Dissi-Dent, die ganz andere Zahncreme.“ und „Oxi-Dent, die Zahncreme aus Mekka.“ (S. 20) bieten keinen gedanklichen Mehrwert. Ein derber Er-Aphorismus stellt vermutlich noch das witzigste „(Irr-)Licht“ dar: „Er war solch ein Sauberkeitsfanatiker, dass er seine Pornofilme immer rückwärtslaufen ließ.“ (S. 70).

Daneben liefert Althoff glücklicherweise auch glanzvollere Sätze, die etwas ernster zu nehmen sind und über das Niveau von bloßen Lebensweisheiten hinausgehen: „Gedanken haben – eine Sache. Sich für Gedanken entscheiden – eine andere.“ (S. 33); „Der Lauf des Lebens: Ein jeder versucht, den Täuschungen, die er über sich hat, gerecht zu werden.“ (S. 36); „Ihm fehlte die heiße Spur zu seinem Leben.“ (S. 57) oder „Älterwerden ist ein Verlust an Möglichkeiten und ein Gewinn an Eindeutigkeit.“ (S. 65). Alle diese Sätze haben insofern aphoristisches Potential, da sie als originelle Wendungen zum weiteren Nachdenken anregen.

Wenig erkenntnisreich sind wiederum religiöse Einlassungen des Autors wie „Vertrauen – das führt schließlich zu Gott.“ (S. 66) oder gar „Weltvertrauen – gut. Selbstvertrauen – besser. Gottvertrauen – am besten.“ (S. 68), die so gar nicht in einen Aphorismenband des 21. Jahrhunderts passen wollen. Was mir der Autor mit „Jesus: Das Alien aus Betlehem [sic!].“ (S. 18) vor diesem Hintergrund eigentlich sagen möchte, ist mir auch nicht ganz klar geworden.

Eher merkwürdig und erklärungsbedürftig sind auch einige Aphorismen Althoffs zu politischen Themen: „Solidarität? Menschlichkeit? Gern! Aber nicht auf meine Kosten.“ (S. 9); „Modell Europa: Die Bundesligaklubs streben ihre völlige Integration in den DFB an.“ (S. 19); „Die Bill Gates aller Zeiten wissen sich zu helfen. Der Staat für die, die sich nicht helfen können.“ (S. 69).

Abschließend lässt sich festhalten, dass Althoff mit seiner Erstveröffentlichung „Lichter und Irrlichter“ einige aphoristische Impulse setzen kann. Vor weiteren geplanten Veröffentlichungen wäre dem Autor allerdings ein Lektorat anzuraten, das ihm sicherlich dabei helfen würde, die aphoristischen Perlen von weniger gelungenen Wendungen zu scheiden und auch etwaige Tippfehler – von denen es in der vorliegenden Buchversion gleich mehrere gibt – vor der Veröffentlichung tilgen zu können.

*Das Buch wurde leider ohne Klappentext, Kurzbiographie und einleitende Worte des Autors veröffentlicht.

 

zurück zur Übersicht der Rezensionen